Internationales Trendforum 2014: Erfolgsfaktoren für ausländische OEMs am chinesischen Markt

Beim Internationalen Trend Forum 2014 in Wolfsburg wurden insbesondere die Treiber für das zukünftige Marktwachstum in Asien beleuchtet. Dazu zählten auch Fragen, wie die mobile Zukunft in Städten aussieht oder wie der Kundenservice im Blick auf die kulturellen Eigenheiten professionell gestaltet werden kann. mm1 hat die wichtigsten Insights für Sie zusammengefasst.

mm1 nahm am 22./23. Mai beim Internationalen Trend Forum 2014 in Wolfsburg teil, um sich über die aktuellen Automobiltrends in Asien mit Fokus auf China zu informieren. Für ausländische OEMs sind aus Sicht von mm1 folgende Trends bestimmend für den zukünftigen Markterfolg:

  • Weiteres Wachstumspotential außerhalb der Megacities: Erweiterung des Händler- und Vertriebsnetzes auf die mittelgroßen Städte und ländlicheren Gebiete.
  • Wachstum der Mittelschicht: Angebot von Fahrzeugen, welche den Anforderungen der Mittelschicht als größtes Wachstumspotenzial entsprechen.
  • Urban Mobility: Etablierung von Carsharing-Modellen in städtischen Regionen.
  • Professionalisierung des Service: Aufbau einer erstklassigen Serviceorganisation für optimale Bedienung insbesondere der Erstkäufer; dies unter Beachtung der kulturellen Eigenheiten chinesischer Kunden.

Mit über 98 Mio. Fahrzeugen war China in 2013 der größte Automobilmarkt weltweit und auch zukünftig wird die Automobilwirtschaft dort fünf bis sieben Prozent pro Jahr zulegen. Auch ausländische OEMs wie VW profitieren stark von der guten Entwicklung. Das Wachstum wird maßgeblich über die steigende Nachfrage in mittelgroßen Städten und ländlicheren Gebieten getrieben. Um daran zu partizipieren müssen die ausländischen OEMs in dem hartumkämpften Markt mit einem ausgeweiteten Händler- und Vertriebsnetz Flagge zeigen.

Die solvente Mittelschicht ist Hauptzielgruppe der Automobilbauer. Bei Konsumenten mit knappem Budget und Stadtbewohnern ist der Kleinwagen am beliebtesten, wobei er seinen Preisvorteil gegenüber dem Mittelklassewagen aufgrund der Beendigung der Kleinwagenförderung etwas eingebüßt hat. In den ländlicheren Regionen Asiens werden besonders familienfreundliche und spritsparende Mittelklassewagen nachgefragt. Wenn es zum Autokauf kommt, dann wird inzwischen bei jedem vierten Auto eine Finanzierung in Anspruch genommen – Tendenz steigend. Für den zukünftigen Markterfolg ist für die OEMs entscheidend, dass ein differenziertes Produktportfolio von Klein- und Mittelklassewagen auch von geeigneten Finanzierungsangeboten begleitet wird.

Während der Konferenz lag ein großes Augenmerk auch auf der jungen Generation in asiatischen Metropolen als Zielgruppe. Analog zu dem Trend in den westlichen Metropolen ist auch ihnen der Zugang zu einem Auto teilweise wichtiger als dessen Besitz. Somit gewinnen in den Städten Carsharing-Modelle im B2C-Bereich zunehmend an Bedeutung. Aber auch für Geschäftskunden sind solche Angebote interessant:  VW New Mobility Services hat in Shanghai ein Pilotprojekt unter der Marke VRent gestartet. Dies ist ein Premium Carsharing-Service, welcher mit neuestem Technologieeinsatz für Mitarbeiter einiger größerer Unternehmen angeboten wird. Mit Blick auf die Zukunft ist es aus Sicht von mm1 entscheidend geeignete Geschäftsmodelle für das Carsharing in asiatischen Metropolregionen als Lösungsansatz für eine nachhaltige und individuelle Mobilität zu entwickeln und zu etablieren.

Beim Kauf von deutschen Automarken haben die Chinesen besonders hohe Qualitätserwartungen. Dies gilt verstärkt für die 60-70% Erstkäufer. Und falls doch eine Reparatur anstehen sollte, wird von der Händlerwerkstatt eine umgehende Fehlerbehebung eingefordert - ohne vorige Terminvereinbarung. Für die Werkstätten der ausländischen OEMs ist dies eine enorme organisatorische Herausforderung. Fachkräfte sind oft schlecht ausgebildet, was zu wiederholten Werkstattbesuchen führt. Zusätzlich führen kulturelle Eigenheiten oft zu Missverständnissen. Um diesen Missstand mit einem professionelleren Service begegnen zu können, wurde im Jahre 2008 die Initiative Sino-German Automotive Vocational Education (SGAVE) von deutschen OEMs gegründet. Das Ziel ist es gut ausgebildete Serviceberater und -techniker zu rekrutieren. Der rasante Anstieg der Zahl der kooperierenden Ausbildungsstätten in China unterstreicht den Erfolg. Für mm1 ist dies ein Paradebeispiel für ein erfolgreiches Partnering, um den chinesischen Automobilmarkt weiterzuentwickeln.